Kanada ist nicht nur eines der Länder mit der höchsten Privatverschuldung in der ganzen Welt, sondern Goldman Sachs warnt auch vor einem scharfen Absturz der Immobilienpreise. Nun, zur kanadischen Häuserpreisblase gibt es unsererseits eigentlich nicht viel mehr zu sagen. Wer die vorherrschende Lage in den letzten Jahren ein wenig beobachtete, wird kaum umhin kommen, Kanada einen ähnlichen Marktabsturz zu prophezeien, wie ihn die USA im Jahr 2006 erlebten.

Aufgrund der überaus exzessiven Liquiditätsversorgung durch die kanadische Notenbank seit Ausbruch der globalen Finanzkrise ist die heimische Kreditaufnahme förmlich explodiert. Ein großer Teil dieser Liquidität floss in die Immobilienmärkte, nachdem die Banken vor allem Hypothekendarlehen zu rekordniedrigen Zinsen vergaben. Resultat ist, dass die Anzahl der Kredite mit variablen Zinsen, Option-ARMs und HELOCs einen Großteil dieser vergebenen Darlehen auf sich vereint. Alles schon einmal gehört?

Macht doch nichts. Denn nahezu überall auf der Welt machen Bürokraten und Technokraten in Regierungsverantwortung dieselben Fehler. Das Verhältnis zwischen den ausstehenden Schulden unter privaten Haushalten und deren verfügbaren Einkommen ist jüngst auf mehr als 100% im Vergleich mit 50% in den letzten 30 Jahren geklettert. Dieser markante Anstieg ging einher mit einer stark wachsenden Immobilienbesitzquote sowie Häuserpreisen, die weitaus schneller kletterten als die durchschnittlichen Einkommen.

Der inflationsbereinigte Anstieg der kanadischen Immobilienpreise liegt seit 1980 bei etwas mehr als 89%. Im letzten Jahr gab die Bank of Canada bekannt, dass das Verhältnis der ausstehenden Schulden unter Privathaushalten und deren verfügbaren Einkommen mit mehr als 153% neue Rekordwerte erreichen wird. Insbesondere Familien nehmen weiter Schulden auf den inneren Wert ihrer Häuser (Home Equity Lines of Credit) auf. Die Gesamtzahl dieser Kredite lag in 2011 bei über der Hälfte aller durch Banken vergebenen Konsumdarlehen.

Dies entsprach einem Anstieg von 11,2% gegenüber 1995. Zunehmende Werbeaktivitäten für diese Art der Kredite, ihre relative niedrigen Zinssätze und zulegende Immobilienpreise haben zu dieser Steigerung hauptsächlich beigetragen, wie die Zentralbank berichtete. Kanadische Privathaushalte dürften deshalb einem ernsthaften Schock entgegenblicken, falls die Preise an den Häusermärkten deutlich fallen sollten. Dann wird vor allem der heimische Konsum stark unter die Räder kommen, der etwas mehr als 50% zu Kanadas BIP beisteuert.

Laut eines neuen Berichts der US-Großbank Goldman Sachs werde es nicht mehr allzu lange dauern, bis ein lauter Knall an Kanadas Häusermärkten ertönen wird. Wenn die Blase platze, sei mit stark sinkenden Immobilienpreisen zu rechnen. In manchen Regionen Kanadas mehrten sich die Anzeichen für eine exzessive Überbauung laut Goldman bereits. Mit deutlich fallenden Häuserpreisen würden natürlich auch Kanadas Banken in arge Bedrängnis geraten, in deren Portfolios sich die faulen Kredite auftürmen dürften.

Schon im August ließ die Ratingagentur Fitch im Hinblick auf kanadische Banken die Alarmglocken läuten. Die meisten Institute verfügten über viel zu wenig Eigenkapital, falls es zu einem irgendwann zu erwartenden Absturz der Immobilienpreise kommen werde. Sollte der Häuserboom sich irgendwann in einen Bust verwandeln, würden stark sinkende Preise auch zu einer signifikanten Zunahme der Häuserbestände führen.

Neueste Daten aus der Region Montreal Island in Quebec – einer der solidesten Märkte der höheren Einkommensklasse im Lande – zeigen, dass der Durchschnittspreis für ein Einfamilienhaus im September um 7% gesunken ist im Vergleich mit dem Vorjahresmonat. Auch Eigentumswohnungen litten unter einem Preisrückgang von 5,15%. Das muss zwar noch nicht allzu viel bedeuten, doch Investoren an Kanadas Häusermärkten sollten beginnen, vorsichtig zu agieren, um mental auf jedwedes Ereignis vorbereitet zu sein.

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